Philae, Säulenhalle


Die Insel Philae, im antiken Ägypten, auch „Die Perle des Nils “ genannt: …hörbar war nur das Eintauchen der Ruderblätter ins nilgrüne Wasser. Die Sonnenhitze brannte unerbittlich und unbarmherzig auf uns. Der einzige Schutz auf meinem Kopf war der Sonnenhut. Langsam, nur ein paar Ruderschläge vom Ufer entfernt, näherte sich das Boot dem steinigem Ufer. Fast wäre ich aus dem Holzboot gestolpert, nur um in den rettenden Schatten zu flüchten. Jedoch innerlich war ich voller Spannung und wollte den Isis-Tempel so schnell wie möglich sehen. Vorbei an den vielen kleinen Tempeln, auch Kiosk genannt; das Theater, die gewaltigen Pylonen, lagen beeindruckend auf dem Weg zum Hauptgebäude des Isis-Heiligtums.

Dann endlich stand ich davor, das heißt eigentlich mitten drin: Die farbensprühende Säulenhalle! Wo aber waren die bunten frischen Farbaufträge, die mich an David Roberts Aquarellen so faszinierten? Säulen die sich zum Himmel streckten? Die Säulenkapitelle, die der Papyruspflanze nachgebildet waren und die geöffneten Lotosblütenkelche, die das Gebälk trugen? Die vielen einzelnen figürlichen Darstellungen, die Kartuschen und Hieroglyphen, die das ägyptische Leben der Könige erzählten und die wunderbar farbig auf den Säulen eingraviert, gemalt und dargestellt waren? Unser Fremdenführer Mohammed berichtete uns, dass sich die schönen, kräftigen Farben von den Säulen abgelöst haben. Durch die ständigen Überflutungen des Nils, verursacht nach dem Bau des Assuan Staudamms, Anfang des 20. Jahrhunderts, stand die Tempelanlage dreiviertel des Jahres unter Wasser und im Schlamm des Nils. Die kräftigen Farben wurden deshalb nach und nach von den Säulen abgelöst.

Jahrzehnte später, ab 1977, durch eine weltweite Initiative und unterstützt von kompetenten Experten und Ingenieuren, versetzte man die Tempelanlage von der Insel Philae auf die benachbarte Insel Agilkia auf ein höheres Niveau, um es vor Nilüberschwemmungen zu schützen. Die leuchtenden Farben waren jedoch für immer verloren. Über ein Jahrhundert vor der Tempel-Versetzung (1838), aquarellierte der englische Maler David Roberts, beeindruckt von der Reinheit und Schönheit der farbigen Darstellung, den Isis-Tempel. Seine detaillierte Darstellung faszinierte mich derart, dass ich die Vorlage frei nachmalte.

Philae, Säulenhalle

N°29, 2003
Philae, Säulenhall
Aquarell (42×56)
(frei nach David Roberts)