…Sinai Halbinsel – auf der Busfahrt von Sharm el Sheikh zum Katharinenkloster führte die Route zurück über den Ort Dahab, gelegen am Golf von Akaba, durch die bergige Steinwüste. Der Kleinbus machte Station in eben diesem Ort. Eine halbe Stunde hatte ich Zeit, um auf den Basar zu gehen. Schnell lief ich allein durch den Basar, um einen passenden Laden zu finden. Sandra, die Mutter meines Nachbarkindes Paula bat mich darum, ihr einige winzige Lederkamele mitzubringen. Sie meinte, dass ich eine gute Verhandlungstaktik hätte. Neun kleine Kamele sollte ich finden und erhandeln. Es gelang mir recht gut, sogar so gut, dass der Besitzer des Ladens so verblüfft über mein Verhandlungsgeschick war, dass er mich als Geschäftsfrau sofort heiraten wollte. „Vielleicht nächstes Jahr, wenn ich wieder komme“, war meine Antwort.
Ich wollte jedoch noch etwas anderes auf diesem Basar erstehen und hatte die fixe Idee unbedingt noch Indigopulver zu finden. Leider konnte mir der Händler, bei dem ich gerade die kleinen Kamele erstanden hatte, keine Auskunft geben, wo ich Indigopulver kaufen könnte. Ein schneller Blick auf meine Uhr, ob mir noch genügend Zeit blieb, in dem Wirrwarr den Bus noch rechtzeitig zu finden? Und ich entschied, ich versuchs… Ich rannte also los, um einen passenden Laden zu finden. Nach ein paar Schritten hörte ich plötzlich ein Pfeifkonzert und Rufe hinter mir. Ich dachte zwar nicht, dass dies mir galt, drehte mich jedoch kurz um und sah meinen „Kamelhändler“ und eine ganze Reihe Männer in ihren Kaftans auf der Straße stehen, die mich zurück winkten. Etwas irritiert ging ich zu den Händlern zurück. Arabisch verstand ich nicht, jedoch durch ihre Gestik, ihre Augen und ihre Körpersprache erriet ich, ich solle in einen bestimmten Laden gehen. Ausgerechnet der Laden neben dem meines „Kamelhändlers“ führte die verschiedensten Pigmente und Pulver und ich konnte staunend über die dort angebotene Vielfalt und die große Auswahl das ersehnte Indigopulver kaufen. Weil ich es so eilig hatte, entging mir leider das Vergnügen des Handelns und auch mein „Kamelhändler“ sah mit großen Augen sprachlos zu, wie ich den ersten gebotenen Preis zahlte. Wieder zurück im Hotel in Sharm el Sheikh wollte ich am nächsten Tag unbedingt das blaue Pigment mit dem Salzwasser des Roten Meeres ausprobieren und es sollte der Horus entstehen, der Gottessohn von Isis und Osiris, wie er auf die Menschheit herab sieht.
N°19, 2001
Horus
Aquarell (30×40)